Tagelang brannte der Autofrachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste. Jetzt ist die Gefahr gebannt.

Aufatmen in der Nordsee: Der havarierte Frachter „Fremantle Highway“ ist am Donnerstagmittag (3. August) im Hafen von Eemshaven angekommen. Das Schiff wurde von zwei Schleppern gezogen und auf der rund 64 Kilometer langen Strecke von weiteren Booten und einem Flugzeug der Küstenwache begleitet. Auch deutsche Boote waren dabei. Gegen 5 Uhr morgens hatte das Abschleppmanöver begonnen, etwa achteinhalb Stunden später traf der Konvoi in Eemshaven ein.

ARD-Reporter Tobias Reckmann erklärt, wieso die Aktion unter Zeitdruck stand und wie der Zustand des Schiffs nach ersten Erkenntnissen ist:

Wie wird ein Frachter wie die „Fremantle Highway“ zerlegt?

Eemshaven wird wohl nicht die letzte Station der „Fremantle Highway“ sein. Dort könne der Frachter nämlich nicht repariert oder verschrottet werden, meint der Chef des Bergungsunternehmens Boskalis, Peter Berdowski. Zuerst müsse überprüft werden, ob das Schiff einen Totalschaden habe. Dann müsse der japanische Eigentümer entscheiden, was damit passiere.

Wie geht man mit so einem abgebrannten Riesenschiff nun um? Wie zerlegt man es? Was macht man mit den Schadstoffen? Henning Gramann ist Experte für Schiffsrecycling.

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Nachrichten Schiffsrecycling-Experte im SWR3-Interview

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Henning Gramann ist Experte für Schiffsrecycling. Im SWR3-Interview erklärt er, wie man bei Frachtern wie der havarierten „Fremantle Highway“ vorgeht.

Der Frachter brannte etwa eine Woche lang

Es gibt keine sichtbaren Zeichen mehr, dass das Feuer noch wütet“, sagte eine Sprecherin der Wasserbehörde am Dienstag (1. August) der Deutschen Presse-Agentur. Dann erst konnten sich auch Bergungsexperten ein genaueres Bild davon verschaffen, wie es an Bord des Frachters aussieht. Die „Fremantle Highway“ sei stabil und auch unter der Wasserlinie intakt. Die Inspektion werde allerdings noch Tage dauern, sagte der Boskalis-Chef der Tageszeitung De Telegraaf.

Frachter war vorher an neuen Ankerplatz geschleppt worden

Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, war der Autofrachter an einen anderen Ort geschleppt worden, wo er am Montag ankam. Der neue Ankerplatz war nur eine Zwischenlösung – aber war dort sicherer und windgeschützter als an dem Ort, an dem die „Fremantle Highway“ vorher lag – im Norden der Insel Terschelling. Dort blieb er erst einmal, denn: Das Feuer musste komplett gelöscht sein, bevor das Schiff in einen Hafen geschleppt werden konnte.

Niederländische Experten hatten am Sonntag damit begonnen, den Autofrachter abzuschleppen, auf dem in der Nacht auf Mittwoch (26. Juli) vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland ein Feuer ausgebrochen war. Starker Wind und der Rauch hatten das riskante Manöver erst verhindert.

Die Luftaufnahme, die von der niederländischen Küstenwache zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den Autofrachter „Fremantle Highway“ in der Nordsee, von dem immer noch Rauchwolken aufsteigen.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Coast Guard Netherlands | Coast Guard Netherlands)
Die Luftaufnahme, die von der niederländischen Küstenwache zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den Autofrachter „Fremantle Highway“ am Freitag (28. Juli) in der Nordsee, von dem immer noch Rauchwolken aufsteigen.

Der Brand hatte am Donnerstagabend bereits an Stärke verloren. Von außen waren seitdem keine Flammen mehr zu sehen. Der Frachter lag stabil. Über eine Notverbindung zu einem Schlepper wurde das Schiff auf der Position gehalten.

Brannte der Frachter wegen E-Autos?

Die Löscharbeiten hatten sich die ganze Zeit über schwierig gestaltet. Zu viel Wasser auf dem Frachter könnte ihn zum Kentern bringen, hieß es. 3.783 Autos hatte das Schiff geladen. Zunächst war man von 25 E-Autos an Bord ausgegangen. Es sind aber 498, wie das Unternehmen K-Line am Freitag (28. Juli) mitgeteilt hat, das den Frachter von einem japanischen Reeder gechartert hat.

Die Ursache für das Feuer ist dabei immer noch unklar. Laut dem niederländischen Sender Rtl soll es von einer Batterie in einem E-Auto ausgegangen sein. Das soll aus dem Funkverkehr hervorgehen, von dem der Sender Teile veröffentlicht hat.

SWR3-Reporterin Helga Schmidt zu der Diskussion, ob die Feuerursache wirklich eine E-Auto-Batterie war und ob sich daraus mögliche Konsequenzen für die Schifffahrt ergeben:

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Nachrichten Diskussion rund um den Transport von E-Autos und Batterien auf Schiffen und zur Unglücksursache

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Was hört man für Diskussionen rund um den Transport von
E-Autos und Batterien auf Schiffen?

Die Weltschifffahrtsorganisation IMO, eine Unterorganisation der UN, will nach dem Vorfall auf dem Frachter die Vorschriften für den Transport von Elektroautos verschärfen. Dies sei eine Reaktion auf die „zunehmende Zahl von Zwischenfällen mit Bränden, die auf die Beförderung von Fahrzeugen mit alternativen Energien, einschließlich Autos mit Lithium-Ionen-Batterien, zurückzuführen sind“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe bereits geltende Vorschriften. Diese würden aber noch erweitert werden. Das stehe „ganz oben auf der Tagesordnung“.

Umweltkatastrophe durch Frachter sollte verhindert werden

Es wurde befürchtet, dass es Risse in den Stahlwänden geben und Öl ausströmen könnte. Sollte das Schiff auseinanderbrechen, kentern oder gar sinken, könnten Treibstoff, Öl und die etwa 3.800 Autos ins Wasser und auf den Meeresboden gelangen. „Wir tun alles, um das zu verhindern“, sagte ein Sprecher der Wasserbehörde dem Radiosender NOS.

Ein Untergang des brennenden Autofrachters hätte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben können. „Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden“, sagte Jürgen Akkermann (parteilos).

Hoffentlich geht der brennende Frachter nicht unter! Es ist für Ameland und Umgebung zu hoffen🙏 #Ameland #Nordsee pic.twitter.com/YHYABH9Ymj

Brand auf Frachter: Funkverkehr zeigt die dramatischen letzten Stunden an Bord

Man kann nur erahnen, was die Besatzung durchmachen musste. Aufnahmen vom Funkverkehr geben einen Einblick: Anfangs versucht die Besatzung, den Brand einzudämmen – ohne Erfolg. Es ist 2:15 Uhr in der Nacht, die Temperaturen steigen. Inzwischen stehen drei Rettungsboote vor dem Frachter. Nur gibt es für die Crew keine Möglichkeit, zu diesen zu gelangen. Die Küstenwache sagt: springen. Einige Mitglieder tun das – rund 30 Meter in die Tiefe.

Einer nach dem anderen sprang“, sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als erstes an der Unglücksstelle war. „Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief.“ Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht. Ein Besatzungsmitglied hat die Evakuierung nicht überlebt, 22 Menschen wurden leicht verletzt.

Der Frachter war unterwegs aus Bremerhaven nach Singapur und fährt unter der Flagge Panamas. Das Havariekommando in Cuxhaven ist in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee zuständig.

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