Am Sonntagabend (3. Dezember) hat die französische Antiterrorstaatsanwaltschaft weitere Infos zum mutmaßlichen Täter mitgeteilt: Bei dem Mann handelt es sich offenbar um einen 26-jährigen Anhänger des sogenannten Islamischen Staats (IS). Der Mann hat sich laut der Behörde in einem Video auf X (ehemals Twitter) zu der Terrororganisation bekannt. Auf seinem Account habe er außerdem viele Videos rund um die Hamas und Palästina geteilt.
Mutter informierte Behörden
Bereits im Oktober soll die Mutter des 26-Jährigen die französischen Behörden darüber informiert haben, dass ihr der Zustand ihres Sohnes Sorgen bereite, so die Staatsanwaltschaft. Die Mutter erklärte damals, ihr Sohn hätte sich stark zurückgezogen. Laut Staatsanwaltschaft habe es aber keinen Grund für strafrechtliche Ermittlungen gegeben. Der mutmaßliche Täter wurde in Frankreich geboren und kommt aus einer nichtreligiösen iranischen Familie. Er ist mit 18 zum Islam konvertiert und hat sich immer weiter radikalisiert.
Anschlagspläne: Mutmaßlicher Täter saß bereits in Haft
Außerdem erklärte die Staatsanwaltschaft, dass der 26-Jährige bereits 2016 für vier Jahre wegen der Vorbereitung eines Anschlags im Gefängnis saß. Bis April dieses Jahres war er in psychiatrischer Behandlung, die die Staatsanwaltschaft angeordnet hatte. Danach gingen die Ärzte davon aus, dass von dem Mann keine Gefahr ausgehe. Trotzdem wurde er laut der Staatsanwaltschaft seitdem vom Geheimdienst überwacht.
Was ist in Paris passiert?
Der junge Mann ging am Samstagabend (2. Dezember) gegen 21 Uhr in der Nähe des Eiffelturms mit einem Messer auf ein Pärchen los. „Ein deutscher Tourist, der auf den Philippinen geboren wurde, starb durch die Stiche“, teilte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin mit. Seine Begleiterin sei nur deshalb verschont geblieben, weil ein Taxifahrer eingegriffen habe. Sie erlitt einen Schock.
Festnahme nach tödlichem Messerangriff
Der mutmaßliche Täter attackierte und verletzte zwei weitere Menschen mit einem Hammer: einen etwa 60-jährigen Franzosen sowie einen anderen ausländischen Touristen. Medienberichten zufolge soll es sich um einen Engländer handeln.
Die Polizei konnte den Angreifer mittels Taser ausschalten und festnehmen. Dabei soll er laut Le Parisien „allahu akbar“ gerufen und die Polizisten mit dem Hammer bedroht haben. Gegen den 26-Jährigen wurde ein Terrorverfahren eingeleitet: Es werde wegen Mordes sowie Mordversuchs mit terroristischem Hintergrund ermittelt, teilte die Antiterrorstaatsanwaltschaft am Mittwochabend (6. Dezember) in Paris mit. Der Beschuldigte sitzt in Untersuchungshaft.
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Messerattacke: Zusammenhang mit Krieg im Nahen Osten?
Nach seiner Festnahme soll der mutmaßliche Täter gesagt haben, er könne es nicht mehr ertragen, dass Muslime in Afghanistan und Palästina sterben. Seiner Ansicht nach sei Frankreich am Krieg Israels im Gazastreifen mitschuldig. Er habe als Märtyrer sterben wollen.
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Als Ziel habe er zunächst eine Gedenkstätte für im Zweiten Weltkrieg deportierte und ermordete jüdische Kinder am Vélodrome d'Hiver in Paris ins Auge gefasst, berichtet Le Parisien mit Verweis auf ein Polizeiverhör. Dann habe er sich aber für einen Angriff in der Nähe des symbolträchtigen Eiffelturms entschieden.
Entsetzen über Messerattacke
Politiker reagierten entsetzt auf die Messerattacke. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Angehörigen des Opfers sein Mitgefühl aus. Er dankte außerdem allen Einsatzkräften für ihre Arbeit.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X, wieder werde klar, „warum wir uns Hass und Terror entschlossen entgegen stellen“.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb, ihr Mitgefühl sei bei den Freunden und der Familie des Getöteten. Hass und Terror hätten keinen Platz in Europa.