Seit Wochen kämpfen die Menschen in Brasilien mit einer extremen Hitzewelle. Vor allem eine Region im Amazonas-Gebiet leidet unter der Hitze: die Gegend um die Stadt Tefé – weit abgelegen, mitten im Regenwald. Dort herrschen zurzeit Temperaturen von knapp 40 Grad.
Die Folge: Die Flüsse und Seen in der Region führen viel weniger Wasser als sonst – und das übrige Wasser in den Flussbetten heizt sich stark auf. Am Tefé-See sind in den vergangenen Tagen mehr als 100 tote Süßwasserdelfine angeschwemmt worden – und zehntausende tote Fische.
Hitze in Brasilien schuld am Tod der Delfine im Amazonas
Warum die Tiere verendet sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Experten vom Mamirauá-Institut, einer Forschungsgruppe des Ministeriums für Wissenschaft, gehen davon aus, dass das viel zu warme Wasser schuld daran ist.
„Letzten Donnerstag haben wir um 16 Uhr 39,1 Grad im Tefé-See gemessen“, schreibt Mamirauá-Forscher Ayan Fleischmann in einem Tweet. An diesem Tag seien 70 Delfine gestorben. „Seitdem ist die Seetemperatur gesunken (32,5 Grad am 1. Oktober um 16 Uhr) und damit auch die Delfinsterblichkeit“, schreibt er weiter. Trotzdem liefen noch Untersuchungen, ob es noch andere Gründe für den Tod der Tiere gibt.
Brasilien: Bestand an Fluss-Delfinen nimmt weiter ab
Allein im See hätten einmal etwa 1400 Flussdelfine gelebt, sagt Fleischmanns Kollegin Miriam Marmontel. In einer Woche habe man aber 120 Tiere verloren – das seien fünf bis zehn Prozent der Population. Vielen weiteren Delfinen drohe der baldige Tod, wenn die Wassertemperaturen weiter so hoch blieben, warnen die Experten.
„Wir versuchen jetzt erstmal die Kadaver aus dem Wasser zu holen, was bei der großen Anzahl toter Tiere aber fast unmöglich ist“, sagte André Coelho von Mamirauá.
Delfine im Amazonas leiden nicht nur unter der Hitze von Brasilien
Die Amazonas-Flussdelfine sind die größten Flussdelfine. Sie werden etwa 2 bis 2,5 Meter groß und 85 bis 185 Kilogramm schwer. „Die Amazonas-Flussdelfine sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, wie den Auswirkungen von Wasserkraftwerken, der Quecksilberverschmutzung und Konflikten mit Menschen“ sagt Mariana Paschoalini Frias von der Umweltschutzorganisation WWF.
Jetzt seien diese Süßwasserdelfine noch direkter von der Klimaproblematik betroffen. „Wir müssen sofort wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen.“ Langfristig sei mehr Forschung nötig, um herauszufinden, wie die Tiere durch den Klimawandel und den schrumpfenden Unterwasser-Lebensraum beeinträchtigt werden.
Dürre in Brasilien: Amazonas-Gouverneur ruft Notstand aus
Der Gouverneur von Amazonas, Wilson Lima, rief am Freitag wegen der Dürre den Notstand aus. Nicson Marreira, der Bürgermeister von Tefé sagt, seine Regierung könne keine Lebensmittel direkt an einige abgelegene Gemeinden liefern, weil die Flüsse nicht genug Wasser führten.
Dieses Problem sieht auch Ayan Fleischmann: „Viele Gemeinden sind isoliert, ohne Zugang zu Wasser guter Qualität und ohne Zugang zum Fluss, der ihr wichtigstes Transportmittel ist.“ Am extremen Wetter ist auch El Niño schuld. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen verstärkt die Trockenzeit noch einmal zusätzlich.
Insgesamt gilt seit einigen Tagen in 17 der 62 Bezirke des Bundesstaates Amazonas der Notstand. Die Behörden verteilten in den betroffenen Gebieten Trinkwasser, Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel. Außerdem soll es Unterstützung für die Bauern und Fischer in der Region geben.